10. Tag – Unterwegs im Goldenen Ring
Auf unsere letzten Tage hier in Island gaben wir uns nochmal das volle Touri-Programm. Der „Gullni hringurinn“ oder „Golden Circle“ ist ein Gebiet nahe Reykjavik in dem man so ziemlich alle Naturspektakel Islands in einer Runde abfahren kann. Felsen, Lava, Gletscher, Wasserfälle, Moos und Geysire. Einen Geysir hatten wir noch auf unserer ToDo-Liste, also ging es ins Getümmel. Diese Attraktionen sind sehr touristisch geprägt, da offensichtlich viele Kreuzfahrer und Kurzurlauber hier das „Kurzprogramm Island“ bekommen. Da auch die Unesco hier wieder ihre Finger im Spiel hat, waren auffällig viele Asiatengruppen unterwegs.
Wir starteten ins Naturschutzgebiet Þingvellir, wo wir in der Felsspalte zwischen zwei Kontinenten laufen konnten. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, das gesamte Gebiet ist von Felsspalten durchzogen. Die Gewalten, die hier unter der Erde wirken sind überall sichtbar, in unserem Hotel hatten wir übrigens neben dem Hinweis zu „Verhalten bei Feuer“ auch eine Hinweistext zu „Verhalten bei Erdbeben“. Für uns gab es einige imposante Ansichten, die wir auf uns wirken ließen. Die Lust auf Fotos ist uns manchmal vergangen, bei dem Anblick der utopischen Fotoausrüstung von so manchem Passanten. Wir kamen uns vor wie Laien.
Dennoch erhaschten wir ein wenig Wissen über die Historie hier. In dieser Felsspalte wurde einer der ersten Parlamente der Welt gegründet. Schon die Wikinger stimmten hier über Gesetze ab und fällten Urteile. Jeder hatte das Recht hier vorzusprechen und seinen Beitrag zu leisten. Hier riecht es quasi nach Demokratie. Das Parlament Islands wurde erstmals im Jahr 930 abgehalten und ist damit das älteste bestehende Parlament der Welt. Es hat wohl nicht durchgängig bestanden (die Dänen und Norweger hatte hier zwischendurch geherrscht). Nachdem in jüngster Geschichte auch noch die Allierten hier besetzten, wurde 1944 genau an diesem Ort die Republik Island ausgerufen.
Aber ein Ass hatten wir noch im Ärmel: Bruarfoss. Der Wasserfall soll unheimlich blaues Wasser haben und sehr versteckt liegen. Viele Touristen sollen schon verzweifelt sein, ihn zu finden. Dank Google Maps und Reiseführer aber heutzutage kein Problem mehr. Es ging ca. eine halbe Stunde über Stock und Stein, Moos und Matsch, Bach und Gestrüpp. Zum Glück hatte ich vernünftige Wanderschuhe an und Jennifer war sogar noch besser dran: mit ihren Gummistiefeln.
Doch der Weg lohnte sich, wir entdeckten den bisher schönsten Wasserfall unserer Reise. Wir konnten so nah ran, dass wir unsere Hände im eisigen Wasser waschen konnten.
Wir nahmen uns die Zeit uns experimentierten ein bisschen mit der Belichtungszeit unserer Kamera, um die Klarheit und die Dynamik des Wassers einzufangen. Mit kurzer Verschlusszeit wird jeder einzelne Tropfen auf dem Foto eingefroren.
Mit relativ langer Verschlusszeit und maximaler negativer Belichtungskorrektur wir das fließende Wasser ganz weich und lebendig auf den Fotos.
Im Video lässt sich erahnen, wie viel Wasser hier durchrauscht.
Unser Hauptziel auf unserer heutigen Liste ist aber der Geysir. Dieser lässt alle 3-10min seine Fontäne aus kochendem Wasserdampf in die Höhe schießen. Es gibt neben dem aktuell aktiven Geysir noch seinen Vorgänger, der inzwischen keine Fontänen mehr hervorbringt. Ein schönes Naturspektakel und zudem gut besucht.
Der Geysir ist recht schwierig mit der Kamera festzuhalten, am besten sind uns Videos gelungen. Man kann schön sehen, wie es hier rundherum dampft und zischt. Im zweiten Video gibt es nasse Hemden für die neugierigsten Touristen.
Nach dem ganzen Spektakel waren wir nur noch Einkaufen und sind dann in unsere letzte Unterkunft. Unsere Gastgeberin ist von Beruf Floristin und wir hatten es auf den Bildern schon geahnt, waren aber trotzdem überrascht: Wir wohnen im Gewächshaus einer alten Gärtnerei. An der Rückwand unseres Zimmers wohnen direkt die Islandpferde des Hofes (wir hören die Hufe klackern, wenn Sie sich im Stall bewegen), hoffentlich schlafen sie tief und fest diese Nacht. Zur Toilette wandern wir dann nachts quer durchs Gewächshaus. Hier ist jede Menge Krempel, Deko und wie man sieht wird hier oft gefeiert oder die Kinder spielen hier drin. Bietet sich ja an bei den endlosen Wintern hier in Island.
















