4. Tag – Der wilde Osten

4. Tag – Der wilde Osten

Unsere Unterkunft in Höfn war bisher die abenteuerlichste (und wird es hoffentlich auch bleiben). Die Ferienwohnung war offensichtlich früher die Garage des Hauses, die dann bewohnbar gemacht wurde. Der Wohn-Essbereich befand sich im „Erdgeschoss“ und im Dachgiebel eine winzige Nasszelle mit Badewanne (stehen war hier nicht möglich) und die Betten am oberen Fenster bildeten das Schlafzimmer. Besonsders lustig: wenn uns am Esstisch einfiel, dass wir etwas im Auto vergessen hatten – kein Problem – 3-4 Schritte zur Tür, 5-6 Schritte über die Straße und schon war man da.

 

Früh ist das Wetter immer etwas bescheiden, so auch in Höfn. Der Name bedeutet in der Landessprache „Hafen“, dementsprechend ist auch der Stadtkern sehr maritim geprägt. Allerdings nicht wie man denken könnte, ein idyllisches Fischerdörfchen, sondern handfeste Fischindustrie. Da vor uns ein weiter Weg lag, machten wir uns zeitig auf den Weg. Um 7:30 Ortszeit setzten wir die Segel in Richtung Ostfjörde, die wir schon am östlichen Horizont erahnen konnten.

Es folgten unzählige Kurven entlang der Fjorde, linkerhand stets Geröll- und Schutthänge, auf der rechten Seite der Abgrund zum Meer. Immer wieder queren Schafe unseren Weg. Die Ringstraße lässt sich aber hier gut fahren, da alles asphaltiert ist. Entlang der Strecke gab es deshalb einige Stopps und Pausen, bei denen tolle Fotos entstanden:

Der absolut beste Moment war aber, als uns nach einem „Blindhead“ (eine Straßenkuppe, bei der man nicht sieht wo man hinfährt bzw. was entgegenkommt) doch tatsächlich Rentiere uns anstarrten. Und zwar wenige Meter neben der Straße, 2 Stück links und einer rechts. Wir waren sprachlos … eine ganze Weile. Ein paar Kilometer weiter, nochmal eine Gruppe Rentiere in der Ferne, die wir dann fotografieren konnten:

Zur besten Knoppers-Zeit erreichten wir das Fischerdorf Djúpivogur. Im Fjord lagen Kreuzfahrtschiffe, vorm Museum Walgerippe und allerlei Klimmbimm Und sogar die Trolle haben eigene kleine Häuser in Island (die Einheimischen meinen das wirklich aus vollem Ernst!).

Gerade hier an den Ostfjorden ist es viel ruhiger geworden, man sieht weniger Touristen, so dass man regelrecht verzauberte Orte findet. Wie dieses Haus mitten im Naturschutzgebiet, in dem ein sehr potenter Siedler insgesamt 14 Kinder in die Welt setzte und großzog.

An dieser Stelle mussten wir uns entscheiden: wollen wir weiter die Fjörde umrunden, oder nehmen wir doch die Hochland-Route und sind schneller bei der Elfenburg und den Papageientauchern. Wir haben den ganzen Weg schon nach den Straßenverhältnissen gegoogelt, ob wir mit unserm Möchtegern-Geländewagen dort eine Chance haben. Die anvisierte Straße 939 ist offiziell für zweiradgetriebene Fahrzeuge freigegeben. Allerdings fanden wir die Suchergebnisse zuerst bei dangerousroads.org – lose Schottepiste, bis zu 1000m Höhe und Steigungen bis 17% … was soll’s, da wollten wir durch. Die Strecke belohnte uns wieder mit atemberaubenden Eindrücken, von Schneefeldern gesäumte Felsen zwischen denen unzählige Wasserfälle und Bäche sich durch moosigen Bewuchs schlängeln. Die Aussicht war top. Und die Straße haben wir geschafft, teilweise im zweiten Gang kurz vorm Stillstand, aber unser Picanto hat sich durchgewühlt.

In Egilsstaðir haben wir nochmal nachgetankt und auf der Futtersuche sind wir letztlich bei Subway gelandet. Wir konnten hier auf deutsch bestellen, einige Isländer können nämlich ziemlich gut deutsch. Englisch ist als erste Fremdsprache Pflicht und als zweite stehen Spanisch und Deutsch zur Wahl. Also ab jetzt vorsichtig beim Fluchen 🙂 Wir erreichten dann bald unsere nächste Unterkunft. Supermoderne Hüttchen in absolut ruhiger Lage.

Kurz die eingekauften Sachen in den Kühlschrank geworfen und weiter ging es, denn es lockte noch das Hauptziel für heute: die Elfen und die Puffins! Wir dachten, es seinen nur ein paar ruhige Kilometer geradeaus bis zur Küste. Jaja … wir sind auf der Schotterpiste mitten durch Fahrbahnerneuerungarbeiten gebraust. Das ist ungefähr so, wie bei uns in Deutschland auf der Autobahn im Winter zwischen zwei Schneepflügen durchzufahren. Nur hier sind es Steine und kein Schnee, die gepflügt werden. Wir überquerten noch 2 Gebirge über sensationelle Serpentinen-Pisten, sowas haben wir noch nicht erlebt. Die Isländer sehen das nicht so eng, die sind das gewöhnt. Der Brummifahrer, der uns mit 20 Tonnen im Rücken entgegenkam hat immerhin noch gelächelt.

Was dann im Tal auf uns wartete ist mit Worten kaum zu beschreiben. Irgendwie wirkte das alles etwas verzaubert. In dem Steinhügel wohnt ja auch die Königin der Elfen. Wir haben kurz Hallo gesagt.

Am Fischerdorf gab es dann endlich Jennifers Lieblinge zu sehen: Die Puffins. Für mich sind es eine Mischung aus Papagei und Pinguin. Die watscheln so drollig.

Auf dem Rückweg stand die Sonne tief, perfektes Foto-Ambiente. Wir haben einen Profi-Fotografen mit einem riesigen Spiegelteleskop-Objektiv gesehen, der wäre beim Tragen seiner gesamten Ausrüstung  fast zusammengebrochen. Die Fischer transportierten auch schon den frischen Fisch direkt vor uns in die Fabrik, wir hofften dass etwas für uns abfallen würde. 

Aber Pech gehabt, alles blieb auf dem Transporter. Also ging es ohne frischen Fisch zurück über die Passstraßen zurück. Hier waren inzwischen große Wolken hereingezogen, über die wir in die Ferne hinwegblicken konnten um dann bei der Bergabfahrt einzutauchen.

Zurück an unserer Unterkunft hörten uns die Islandpferde wohl schon von Weitem und kamen an den Zaun, da mussten wir Sie direkt begrüßen.

Dann gab es Abendbrot und wir haben Bilder ausgewertet und diesen ellenlangen Beitrag geschrieben … Gute Nacht!

4 Gedanken zu „4. Tag – Der wilde Osten

  1. Wow, eigentlich hatte ich viel Berge in einer Steinlandschaft erwartet, aber das ist einfach nur eine Traumlandschaft. Übrigens gibt es in Island die einzige Elfenschule der Welt, sie nehmen es also wirklich Ernst mit den Elfen und den Trollen! Wenn ich eure Fahrberichte lese, Schotterstraße usw., hoffe ich, ihr habt ein intaktes Ersatzrad dabei! Habt Ihr eigentlich Islands Delikatesse probiert? Gammelhaifisch ist es, aber ich denke das ist nichts für eure Mägen. Wir wünschen Euch weiterhin soviel Abwechslung und uns dadurch so schöne Fotos zum neidisch werden. Grüße Ricarda und Norbert

  2. Ja, bei jeder beginnenden Schotterstraße predigt Jens: „Genau ein Ersatzrad haben wir dabei“ 🙂 Wir sind jetzt in der Hauptstadt des Nordens, also direkt an der Quelle für alle Fischspezialitäten. Mal sehen was wir mit unseren spärlichen Kenntnissen bestellen.

  3. Rentiere sehen, heißt Rentiere verfolgen, damit sie euch zum Weihnachtsmann führen ? Valeria hätte da noch den ein oder anderen Wunsch.
    Anne sagt: ihr sollt auf JEDEN FALL reiten ? die Isländer haben den besten Gang (5 oder 6–Gänge)

    1. Wir mussten uns gar nicht die Mühe machen und den Rentieren hinterher laufen. Wir haben heute das Haus vom Weihnachtsmann und natürlich den Weihnachtselfen gefunden. Achtung Spoileralarm: Mehr dazu im Beitrag zu Tag 7 ?

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